Begriffserklärung der Sitzungen:
Direkte Therapiesitzungen (Direct Therapy Sessions) sind systematische und geplante Interaktionen zwischen einem spezialisierten Therapeuten – häufig einem Verhaltenstherapeuten – und einem Kind mit Autismus. Ziel ist die Förderung entwicklungsbezogener, verhaltensbezogener und sprachlicher Fähigkeiten durch evidenzbasierte Methoden. Dauer und Inhalt dieser Sitzungen variieren je nach individuellem Interventionsplan (Individualisierter Interventionsplan, IIP).
Zentrale Ziele:
- Förderung kommunikativer Fähigkeiten: Einschließlich verbaler Sprache oder unterstützender Kommunikationsformen (z. B. Bildkarten oder elektronische Geräte).
- Entwicklung sozialer Kompetenzen: Wie Blickkontakt, soziale Initiativen und Rollenspiele.
- Ausbau kognitiver und akademischer Fähigkeiten: Z. B. Zuordnung, Zählen, Lesen und Schreiben.
- Reduktion maladaptiver Verhaltensweisen: Wie Wutanfälle oder sozialer Rückzug.
- Stärkung der Selbstständigkeit: In alltäglichen Lebensfertigkeiten wie Anziehen, Essen und Hygiene.
Wichtige angewandte Methoden:
- Angewandte Verhaltensanalyse (Applied Behavior Analysis – ABA):
Das zentrale Rahmenmodell dieser Sitzungen zur Förderung positiver Verhaltensweisen durch positive Verstärkung, strukturierte Wiederholungen und schrittweises Ausblenden von Hilfen. - Frühzeitige intensive Verhaltenstherapie (Early Intensive Behavioral Intervention – EIBI):
Für Kinder unter sechs Jahren, mit intensiven Sitzungen (20–40 Stunden pro Woche). - Spielbasierte Interventionen (Naturalistic Developmental Behavioral Interventions – NDBIs):
Kombination von ABA-Prinzipien mit natürlichen, entwicklungsbezogenen Kontexten, z. B. dem „Early Start Denver Model“ (ESDM). - Aufgabenanalyse (Task Analysis):
Komplexe Fertigkeiten werden in kleinere, leichter erlernbare Schritte unterteilt. - Modelllernen und Prompting (Modeling & Prompting):
Vermittlung von Fertigkeiten durch Nachahmung und verbale oder physische Hilfestellungen.
Beispiele für Sitzungsaktivitäten:
Benennung von Bildern oder Gegenständen.
Befolgen einfacher Anweisungen.
Gemeinsames Spiel zur Förderung von Abwechslung und geteilter Aufmerksamkeit.
Feinmotorische Übungen mit konkreten Materialien.
Verwendung von Bildergeschichten zum Verständnis von Emotionen und sozialen Regeln.
Wissenschaftliche Referenzen:
Schreibman, L. et al. (2015). Naturalistic Developmental Behavioral Interventions: Empirically Validated Treatments for Autism Spectrum Disorder. Journal of Autism and Developmental Disorders.
Smith, T. (2010). Early and Intensive Behavioral Intervention in Autism. Behavior Modification.
National Research Council (2001). Educating Children with Autism. National Academies Press.
Leaf, R. & McEachin, J. (1999). A Work in Progress: Behavior Management Strategies and a Curriculum for Intensive Behavioral Treatment of Autism.