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لعنوان: برنامج علاج انتقائية الطعام Behandlungsprogramm für Nahrungsselektivität bei Kindern mit Autismus – Ein umfassender wissenschaftlicher Ansatz

Einleitung

Viele Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) zeigen sensorische und verhaltensbezogene Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Essen. Dies führt zu dem Phänomen der sogenannten Nahrungsselektivität, das sich durch eine starke Präferenz für bestimmte Lebensmittelarten oder die völlige Ablehnung ganzer Nahrungsmittelgruppen äußert. Diese Selektivität kann langfristige ernährungsbedingte und gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Studien zeigen, dass zwischen 46 % und 89 % der Kinder mit ASS von Nahrungsselektivität betroffen sind (Bandini et al., 2010).

Theoretische Grundlagen des Problems

Die Nahrungsselektivität bei autistischen Kindern beruht auf verschiedenen Faktoren:

  1. Sensorische Überempfindlichkeit: Manche Kinder reagieren überempfindlich auf sensorische Reize wie Konsistenz, Geruch oder Farbe von Lebensmitteln.
  2. Soziale Schwierigkeiten: Neue Lebensmittel, die in ungewohnter Umgebung oder von fremden Personen angeboten werden, werden häufig abgelehnt.
  3. Zwanghaftes und routiniertes Verhalten: Ein starkes Bedürfnis nach Routinen kann dazu führen, dass Kinder Veränderungen in Art oder Aussehen der Nahrung ablehnen.

Bestandteile des Behandlungsprogramms

Ein effektives Vorgehen gegen Nahrungsselektivität erfordert einen interdisziplinären Ansatz, der Angewandte Verhaltensanalyse (ABA), Ernährungsberatung, Ergotherapie sowie bei Bedarf Sprachtherapie einbezieht. Das Programm umfasst in der Regel:

  1. Umfassende Anfangsbewertung

Analyse des aktuellen Essverhaltens.

Elterliche Angaben über akzeptierte und abgelehnte Lebensmittel.

Einsatz von Instrumenten wie Ernährungstagebüchern und Verhaltensfragebögen.

  1. Verhaltenstherapeutische Techniken

Basierend auf der Angewandten Verhaltensanalyse (ABA):

Shaping (Verhaltensformung): Schrittweises Heranführen an neue Lebensmittel, beginnend mit Berührung bis hin zur vollständigen Aufnahme.

Positive Verstärkung: Belohnung für das Probieren neuer Nahrungsmittel.

Systematische Desensibilisierung: Reduktion von Ängsten durch kontrollierte und schrittweise Reizexposition.

Modelllernen: Beobachtung von Personen, die positiv mit dem Essen umgehen.

  1. Sensorische und ergotherapeutische Maßnahmen

Besonders wichtig für Kinder mit starker sensorischer Abwehr.

Aktivitäten zur Förderung der Toleranz gegenüber verschiedenen Texturen, z. B. durch Spielen mit Knetmasse oder ungiftigen Lebensmitteln.

  1. Elternschulung und -unterstützung

Aktive Einbindung der Eltern in den Therapieplan.

Vermittlung von Methoden zur Einführung neuer Lebensmittel und zur Stressbewältigung.

Strategien zur Umsetzung des Programms

  1. Strukturierte Einzelsitzungen

Dauer: 30 bis 45 Minuten pro Sitzung.

Häufigkeit: Abhängig vom Ausmaß der Selektivität (typischerweise 2–3 Mal pro Woche).

  1. Therapeutisches Umfeld

Reizarme und angenehme Umgebung.

Vertraute und bevorzugte Essutensilien verwenden.

  1. Kontinuierliche Evaluation

Dokumentation des Fortschritts mittels Diagrammen und Checklisten.

Monatliche Überprüfung und Anpassung der Therapieziele.

  1. Generalisierung der Fähigkeiten

Anwendung der erlernten Fähigkeiten in unterschiedlichen Umgebungen (z. B. zu Hause, in der Schule).

Einbindung von Lehrkräften und Betreuungspersonal.

Wissenschaftliche Evidenz zur Wirksamkeit

Sharp et al. (2013) zeigten, dass ABA-basierte Interventionen die Akzeptanz neuer Lebensmittel deutlich erhöhten.

Seiverling et al. (2018) belegten, dass systematische Desensibilisierung und positive Verstärkung eine signifikante Reduktion von Verweigerungsverhalten bewirken können.

Schlusswort vom DANI-Team

Nahrungsselektivität bei Kindern mit Autismus ist nicht nur ein ernährungsbezogenes Problem, sondern auch ein verhaltenspsychologisches und soziales. Ein frühzeitiger, wissenschaftlich fundierter und umfassender Therapieansatz zeigt vielversprechende Ergebnisse – insbesondere dann, wenn verhaltenstherapeutische Methoden mit sensorischen und ernährungsphysiologischen Maßnahmen sowie einer aktiven Einbindung der Familien kombiniert werden.


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