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Aufklärungs- und Bildungsprogramme für Familien von Kindern mit Autismus: Grundlagen, Techniken, Ziele und Ergebnisse

Einleitung

Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) stellt für Familien eine große Herausforderung dar, da sie eine kognitive, emotionale und verhaltensbezogene Anpassung erfordert. Spezifisch für Familien entwickelte Aufklärungs- und Bildungsprogramme spielen eine zentrale Rolle dabei, Eltern zu befähigen, Autismus besser zu verstehen und evidenzbasierte Strategien anzuwenden. Dies wirkt sich positiv auf die Entwicklung des Kindes sowie auf das Wohlbefinden der gesamten Familie aus.


  1. Theoretische Grundlagen dieser Programme

Diese Programme basieren auf mehreren theoretischen Ansätzen, insbesondere:

Der Angewandten Verhaltensanalyse (Applied Behavior Analysis, ABA), die sich auf die Verhaltensmodifikation und die Förderung sozialer sowie kognitiver Fähigkeiten konzentriert.

Der Sozialen Lerntheorie (Bandura, 1977), die die Bedeutung von Modelllernen und Beobachtung betont.

Dem familienzentrierten Modell, bei dem die Familie als Hauptakteur im Interventionsprozess angesehen wird.


  1. Zielsetzungen der Programme

Diese Programme verfolgen folgende Hauptziele:

  1. Die Erweiterung des Wissens der Eltern über Autismus, seine Ursachen, Erscheinungsformen und Unterstützungsmöglichkeiten.
  2. Die Entwicklung praktischer Fähigkeiten im Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen.
  3. Die Verbesserung der Kommunikationsqualität zwischen Eltern und Kind.
  4. Die Reduzierung von Stress und Angst bei den Betreuungspersonen.
  5. Die Steigerung der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit häuslicher Interventionen.

  1. Techniken und Umsetzungsmechanismen

Zu den eingesetzten Methoden gehören:

Direkte Schulungseinheiten (präsent oder online).

Lehrvideos und Simulationsmodelle.

Gruppensitzungen mit anderen Eltern zur gegenseitigen Unterstützung.

Einzelberatungen mit Fachkräften.

Einfach gestaltete Informationsmaterialien wie Broschüren und bildhafte Anleitungen.

Einige Programme nutzen zudem moderne digitale Technologien, darunter:

Interaktive Apps (z. B. Programme zur elterngeleiteten Intervention).

E-Learning-Plattformen zur Leistungserfassung und Rückmeldung.


  1. Ergebnisse und Wirksamkeit

Forschungen zeigen, dass die Einbeziehung der Eltern in Bildungsprogramme zu folgenden Ergebnissen führt:

Verbesserungen in der sozialen und verhaltensbezogenen Reaktion der Kinder (Oono et al., 2013).

Verringerung oppositioneller Verhaltensweisen und Wutausbrüche (Bearss et al., 2015).

Höheres elterliches Selbstvertrauen und Kompetenz im Umgang mit Autismus (Karst & Van Hecke, 2012).

Stärkere familiäre Bindungen und weniger partnerschaftlicher Stress.


  1. Erfolgreiche internationale Modelle

PACT (Preschool Autism Communication Trial): Integriert Eltern aktiv in Therapiesitzungen zur Förderung der Kommunikation.

Triple P (Positive Parenting Program): Bietet umfassende Erziehungsstrategien für Eltern.

RUBI-Programm: Ein verhaltensorientiertes Elterntraining zur Bewältigung herausfordernden Verhaltens bei ASS.


Abschließende Bemerkung vom DANI-Team:

Aufklärungs- und Bildungsprogramme für Familien von Kindern mit Autismus sind ein wesentlicher Bestandteil umfassender Interventionsstrategien. Sie schaffen ein unterstützendes und sicheres Umfeld, das die Entwicklung des Kindes fördert und das Familienwohl stärkt. Diese Programme sollten evidenzbasiert, nachhaltig und kulturell angepasst sein.


Literaturverzeichnis

  1. Oono, I. P., Honey, E. J., & McConachie, H. (2013). Parent-mediated early intervention for young children with autism spectrum disorders (ASD). Cochrane Database of Systematic Reviews.
  2. Bearss, K., Johnson, C., Smith, T., et al. (2015). Effect of Parent Training vs Parent Education on Behavioral Problems in Children with Autism Spectrum Disorder. JAMA.
  3. Karst, J. S., & Van Hecke, A. V. (2012). Parent and family impact of autism spectrum disorders. Clinical Child and Family Psychology Review.
  4. Pickles, A., et al. (2016). Parent-mediated social communication therapy for young children with autism (PACT): long-term follow-up. The Lancet.
  5. Sanders, M. R. (2008). Triple P-Positive Parenting Program. Australian Psychologist.

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